Draußen vor der Tür: „die daktiker“ halten Rückblick auf Schule zum Jubiläum am Antonianum
Quietschende Reifen, Türen schlagen, vier Lehrer stürmen mit Schweiß bedeckter Stirn auf die Bühne: zu spät. Die Jubiläumsfeier des Adolphinum hat schon begonnen als die Ente von Müller-Liebenstreit mit Navi „Uschi“ den Parkplatz erreicht. Und was machen Lehrer draußen im Foyer vor verschlossener Saaltür? Sie reden über Schule und trinken schon einmal den Sekt. Mit von der Partie: das Kollegium des Antonianum, Ehemalige, Freunde und Kooperationspartner der Schule. Am Ende eines programmreichen Jubiläumsjahres konnten die Antonianer nun zurückgelehnt und entspannt die tempo- und pointenreiche Rückschau auf 25 Jahre Schulentwicklung der „daktiker“ verfolgen: von der Schmusepädagogik bis zu den neuen schulischen Schreckgespenstern wie Evaluation, Qualitätskontrolle und Gütesiegel.
Dabei zeigen die vier Lehrer alles, was zum Kabarett gehört. Sie trumpfen mit Wortwitz und Wortspielen, wenn der Teebeutel im Englischen zu „t-online“ mutiert und von Lernstandsverdrehungen und –erhellungen sowie Gütesiegel für die hyperaktive Schule die Rede ist. Musikalisch überzeugen sie mit schmissigen Songs z.B. über die wenig geliebte 6b (von sechs bomb) unter Beherrschung zahlreicher Instrumente. Parodien auf klassische Bildung, endlose Konferenzen und sinnlose Verwaltungsvorschriften, Sketsche über Unterricht , Gespräche hinter vorgehaltener Hand über Kollegen, Szenen zu Konkurrenzgehabe und Überheblichkeiten im Kollegium und die eitle Suche nach Anerkennung entfalten eine Realsatire, die nur Betroffene mit entsprechender Innenansicht so treffend darstellen können. Nicht Vorurteile werden hier gespiegelt: die schulische Realität erwacht am Freitag, den 14.12. in der Aula des Antonianum. Und bei den Szenen zum Elternsprechtag mag sich wohl manch einer ertappt gefühlt und im Spiegel gesehen haben.
Kleidung und Mimik unterstreichen die stereotypen Charaktere, die auf die Spitze aber nicht übertrieben sind. Da ist Oberstudienrat Krick (Hans-Peter Königs), ein autoritärer intoleranter Lateinlehrer. Ein schulisches Fossil, das bald an unseren Gymnasien auszusterben droht, in seinem braunen Jackett und Hochwasserhose. Seine heimliche Angst vor einem Testosteron strotzenden Herbert aus der 10a entpuppt sich bei der „Psycheuse“ auf der Couch als unbewältigter Komplex. Die stets überforderte und genervte Frau Lengowski (Brigitte Lämbgen) schmachtet dagegen in ihrem Lied „15 Wochen und 1 Tag“ nach den nächsten Ferien. Andreas Boxhammer schlüpft in die Rollen des nur kommissarischen Schulleiters R. Laß, der über A14 nicht hinaus kam, sowie des Hausmeisters, der gerne aus dem Nähkästchen plaudert. Wenn Schüler ihren Kuschellehrer Müller-Liebenstreit (Hermann-Josef Kutnik) bei aller Geduld dann doch auf die Palme bringen oder aus ihrer Sicht von einer Klassenfahrt erzählen, hat man das Gefühl, die „daktiker“ kennen und lieben ihre Zöglinge. Nicht erst bei der Zugabe wird deutlich, mit wie viel Spaß und Herzblut die vier Pädagogen auf der Bühne stehen. „Seit 30 Jahren freuen wir uns auf diese Nummer und wissen nicht, wer sich von uns beiden mehr freut“ sagt Hans-Peter Königs zum Publikum, als er wie ein Schlangenmensch Schulleiter Dr. Bass umgarnt, ihm unter das Jackett an die Brust fasst, und mit der Hand sein Gesäß streift, während dieser mit starrer Miene und Körperhaltung sein Lied von der Karriere singt. „Wunderbar Dr. Baß, Baß“ raunt Krick und umschmeichelt seinen Vorgesetzten. Spätestens hier bleibt kein Auge trocken. Vielleicht nehmen der ein oder die andere mit dieser letzten und wirklich gelungenen Jubiläumsveranstaltung die Botschaft mit: Betrachte die Schule zuweilen als Kabarett und absurdes Theater - dann können auch Lehrer herzhaft lachen. Ein herzlicher Dank für einen amüsanten Abend gilt den „daktikern“, die die Verhältnisse in so treffenden Metaphern zeichnen.
